Aug

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Die getrockneten Chitinpanzer eines Krebses aus unterschiedlichen Entwicklungsstadien

Die getrockneten Chitinpanzer eines Krebses aus unterschiedlichen Entwicklungsstadien

Die Krebse entwickelten sich sehr gut. Eines morgens kam ich in das Zimmer mit dem Krebsbecken und erschrak sehr, da ein Krebs mit den Beinen nach oben am Boden lag – offensichtlich tot. Ich stürzte zum Becken, um den Schrecken aus nächster Nähe zu betrachten. Ein kleiner Krebs schien auf den ersten Blick wirklich verstorben zu sein. Noch nicht vom Schock erholt saß ich deprimiert vor dem Becken. Auf einmal kamen aus den Pflanzen putzmunter die beiden Krebse hervor, die sich immer einstellten, wenn ich an das Becken trat. Erst zu diesem Zeitpunkt dämmerte es mir. Natürlich: Krebse häuten sich, um zu wachsen. Dazu streifen sie die Haut ab. Die Häutung der Tiere wird hormonal gesteuert. Zur Häutung gehört die Ausbildung eines neuen Panzers unter dem alten. Dem alten Panzer wird viel Chitin (ein Polysaccharid, das die Hülle aller Insekten und der Krebse ausmacht) und Kalk entzogen.. Unter Einfluß des Häutungshormones Ecdysons, streift der Krebs die alte Haut ab, spannt unter viel Wasseraufnahme die neue Haut und wächst in sie hinein, da sie anfangs erst zu groß ist. Der Panzer ist das Skelett der Tiere. Im Gegensatz zu den Wirbeltieren befindet es sich aber nicht wie bei uns innen, sondern außen, und wird deswegen als Exoskelett bezeichnet. Das Wachstum erfolgt in Schüben. Den neu gehäuteten Krebs bezeichnet man auch als Butterkrebs, da er anfangs noch sehr weich ist. Das ändert sich erst durch die Einlagerung von Kalk in die Haut allmählich, so daß daraus ein Panzer wird. In diesem Zustand stellt der Krebs in freier Wildbahn auch Nahrung für größere Fische dar, er versteckt sich deswegen in diesem Zeitraum. Die Panzerhärtung dauert 8-10 Tage. Die abgestreifte Chitinhülle kann vorsichtig herausgenommen und getrocknet werden. Dazu wird die Hülle auf Papier gesetzt und in einer möglichen natürlichen Haltung positioniert. Nach dem Trocknen ist eine Korrektur nicht mehr möglich. Noch heute zieren einige Exemplare in Schaukästen mein Büro. Ich habe mehrmals versucht, den Häutungsvorgang zu beobachten und habe mir deswegen so manche Nacht um die Ohren geschlagen – vergeblich. Die Häutung ist der beschwerlichste Vorgang im Leben eines Krebses. Bevor der Krebs sich häutet, ändert er sein Verhalten. Er frißt nicht mehr und sein Panzer wird fleckig. Normalerweise häuten sich die Krebse im Schnitt drei mal im Jahr. Die Häutung hat noch einen weiteren beachtlichen Effekt: sie ermöglicht den Krebsen auch, verlorene Gliedmaßen Stück für Stück nachzubilden.

Viele Verstecke, zum Beispiel aus gut gesäuberten Kokosnußschalen, sollten das Aquarium ausstatten

Viele Verstecke, zum Beispiel aus gut gesäuberten Kokosnußschalen, sollten das Aquarium ausstatten

Mein Krebs entwickelte sich und wurde mit jeder Häutung größer. Ich richtete ein neues Becken ein, vor allem mit vielen Verstecken, zum Beispiel aus gut gesäuberten Kokosnußschalen und halbierten Blumentöpfen. Das Becken hatte eine Größe von 60 x 40 x 40 Zentimeter. Das Aquarium wurde mit einer 18-Watt Leuchstoffröhre Typ Tageslicht beleuchtet. Der Zugang zur Wasseroberfläche sollte in Form eines Steinaufbaues gegeben sein. Dort sitzt der Krebs sehr oft und hält seinen Panzer heraus. Krebse atmen über Kiemen, die sich aber erheblich von denen der Fische unterscheiden. Sie können, im Gegensatz zu diesen, auch außerhalb des Wassers atmen. Aber vorsichtig – das Becken gut abdecken. Eines abends lief mein Krebs auf der Auslegware des Wohnzimmers spazieren. Falls Ihnen das auch mal passiert, keine Panik. Wenn Sie mutig sind, greifen Sie den Krebs von hinten am Brustpanzer, daraufhin stellt er seine Scheren auf. Falls Sie das nicht können, tut es ein großer Köcher auch. Das Zwicken ist abhängig von der Größe der Tiere und nicht so angenehm.